BodilyFunctionsEr trägt fast so viele Namen wie Norman Cook aka Fatboy Slim, ist aber wesentlich experimenteller im Bereich der elektronischen Musik tätig. Die Rede ist von Matthew Herbert, oder auch einfach Herbert, oder Radioboy, oder Doctor Rockit. Offenbar hatte Matthew Herbert (und hat)viele musikalische Ideen, die er gerne in verschiedenen Projekten umsetzt.

Eines der Highlights ist das Album Bodily Functions, in dem der Titel durchaus so zu verstehen ist. Herbert arbeitet dort viel mit Geräuschen, die man ganz leicht mit Mund, Achsel oder auch sonst irgendwie erzeugen kann. Trotz den Gedanken, die dem phantasievollen Leser durch den Kopf schweifen mögen, bleiben die Geräusche, die verwendet werden, immer im Rahmen des Gesellschaftsfähigen. Im späteren Verlauf dieses Werks gesellen sich dann doch auch herkömmliche Instrumente, wie Schlagzeug, Klavier und Kontrabass zum ungewöhnlichen Sound, der aber in jedem Fall ansprechend klingt, auch für Jazzophile.

Sein gezielter Griff in die musikalische Trickkiste verrät die lange Zeit, in der Matthew Herbert schon Musik macht. Bereits mit zarten vier Jahren begann er mehrere Instrumente, darunter auch Klavier, zu lernen. Auch die Tatsache, dass sein Vater Sound-Engineer bei BBC war, machte dem jungen Herbert den Zugriff auf moderne Geräte nicht schwerer. Herbert selbst schreibt in seiner Biographie, dass er - auch mit seinem Album Bodily Functions - das umsetzen möchte, was er auf der Universität gelernt hat, nämlich dass Performance und Musik eine Einheit bilden. Er möchte den Zuhörer durch bekannte und machbare Elemente in seiner Musik einbinden, in aktiv teilhaben lassen. Nicht zuletzt diese Erkenntnis und seine Weltoffenheint ließen ihn in mehreren Ländern, wie England, USA, Irland, Frankreich, Belgien und sogar im entfernten Australien zum echten Geheimtipp avancieren. Nach seinen ersten albumtechnischen Gehversuchen begann sich die Persönlichkeit Matthew Herbert in mehrere Projekte zu spalten.

Da waren zum Beispiel Doctor Rockit, ein Projekt in dem er versuchte, Jazz mit Electro zu verbinden. Unter dem Künstlersynonym Herbert konzentrierte er sich mehr auf hochklassigen House. Diese Verbindung und die Liebe zu den elektronischen Geräten in der Musik ließen Herbert auch immer mehr in die Rolle des DJs und des Remixers gleiten. Um seine Fans nicht zu enttäuschen, nahm er auch wieder seinen Klavierunterricht auf, mit Schwerpunkt Jazzspiel.

Aber neben der ganzen Mühe schaffte es Herbert bis 2000 auf ungefähr 300 DJGigs, bei denen er seine Fans nicht enttäuschte. Mit der Weiterentwicklung seines musikalischen Verständnisses und dem Jazz-Unterricht machte sich auch in seinen Releases eine Vertiefung des musikalischen Könnens erkennbar. Eine Entwicklung, die nicht jedem gefiel, aber dennoch die richtige Richtung war.