Meine Verflossene nervt. Ihr Privatleben scheint aus den Fugen geraten zu sein, also steht sie jeden Tag bei uns zuhause auf der Matte. Und will unbedingt mit den Kids Gassi gehen. Doch die sind inzwischen selbstständig geworden und wollen möglichst ihre eigenen Wege gehen. Also bin ich das nächste anzusprechende Opfer, der ich hilflos vor dem Bildschirm sitze und an einem Beitrag arbeite. Sie hätte im Radio gerade diejenige oder denjenigen gehört, die Musik hätte sie persönlich angesprochen. Ob ich nicht so nett wäre und ihr die auf die Schnelle mal besorgen könne....

Gut - man will ja seine Ruhe, also liefert man willig, koste es was es wolle. Komisch nur, dass sie in letzter Zeit häufig Songs von Leuten goutiert, die bereits das Zeitliche gesegnet haben. Angefangen hatte das mit Eva Cassidy, die ich ebenfalls sehr schätze, aber bereits vor über zehn Jahren an Hautkrebs gestorben ist.

Dann gefiel ihr ein sehr dicker Hawaianer, der war schon schwieriger zu lokalisieren. Aber weil einige seiner Stücke in diversen Weiber-Serien wie Charmed, Emergency Room und Cold Case verwurstet wurden, kam ich ihm auch auf die Spur. Israel Kamakawiwo'ole und seine Version von "Somewhere over the Rainbow" begleitet nur von einer Ukulele hatten es ihr angetan. Da machte es auch nichts, dass der Sänger 1997 an seinem Übergewicht gestorben ist.

Und schließlich sang sie mir vor ein paar Tagen etwas vor, dass sie auch unbedingt haben wollte. Ich kannte den Song aus meinen Jugendtagen sofort: "Road To Cairo", gesungen von Julie Driscoll zusammen mit Brian Auger an der Hammond-Orgel oder so... Ein toller Song, auch wenn der Text nur bedingt zu einer Sängerin und deren Outfit passte.

Der Song war richtig, nur der Interpret war nach ihrer Meinung falsch. Es wäre ein Mann mit warmer, leicht gebrochener Stimme, meinte sie. Der Kerl war schnell gefunden und leider auch schon seit 1999 tot.

Warum ich Euch das alles erzähle? Weil ich Euch den Sänger post mortem empfehlen möchte! David Ackles heißt der Mann und dürfte hier einem breiteren Publikum völlig unbekannt sein. Der Sänger & Songwriter hatte nur wenig kommerziellen Erfolg, soll aber solche Dödel wie Elton John & Phil Collins in deren Jugend beeinflusst haben. Und einige seiner Songs wurden von anderen Interpreten mit Erfolg gecovert - so auch "Road To Cairo".

Die Themen der Songs von Ackles sind auch wenig kommerziell. Sie handeln von sozialen Außenseitern, gebrochenen Persönlichkeiten oder dem Wunsch auf ein sozialere Welt in der Großstadt. Sein Management wollte einen zweiten Leonard Cohen aus ihm machen, das ging in die Hose.

Was bleiben, sind die vier Alben von David Ackles:

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David Ackles
(Elektra Records; September 1968)

Subway to the Country
(Elektra Records ; January 1970)
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American Gothic
(Elektra Records; July 1972)
Five & Dime
(Columbia Records; 1973)