Merkwürdig, dass Frauen immer nur die praktische und erfolgsorientierte Seite an uns Männer schätzen. Also wenn wir in unserem Beruf reüssieren, wenn wir uns im gesellschaftlichen Leben Ruhm und Einfluss verschaffen oder wenn wir den verstopften Küchenabfluss freischaufeln. Unsere verspielte Ader dagegen hassen sie. „Kannst Du nicht mal was Ordentliches spielen", quengelt sie, wenn ich mal wieder ziellos an der Gitarre zupfe.

Dabei mache ich das eigentlich gerne: Spielen was mir gerade in den Sinn kommt, Neues ausprobieren und mich durch Akkordfolgen treiben zu lassen, ganz ohne Ziel und Zweck. Das treibt sie zum Wahnsinn, nichts Greifbares von mir zum Hören zu bekommen, keine erkennbaren Melodien oder bekannte Sequenzen und nervt zurück: „Mit so einem Dilettanten ist einfach kein Staat zu machen! Warum blamierst Du Dich damit? Wenn dein Geschrammel andere hören?"

Genau so ergeht es mir bei meinen anderen Freizeitaktivitäten. Kicken mit Kumpels am Wochenende - sie: Völlig sinnloses Gerenne mit Verletzungsgefahr. Oder mein Geschreibsel im Internet - sie: Verdienst Du damit Geld?

Darf ich von meinen persönlichen Eindrücken auf andere schließen, darf ich verallgemeinern? Da wir uns auf einer Musikseite befinden, will ich mal einen Musiker als Beleg heranziehen. Ihm widme ich diesen kleinen Text.

Per Zufall sind mir kürzlich zwei Videoclips mit Yann Tiersen über den Weg gelaufen, die wohl schon ein Jahrzehnt alt sind. Die Musik stammt aus dem 1998 veröffentlichten Album „Le Phare" (der Leuchtturm) - eine geniale CD, die auch meine beiden Kids sehr schätzen. Als mein Ältester mitten im Abitur Stress mit seiner Liebsten hatte, lief Monochrome in einer Endlosschleife.

Und genau Monochrome liefert mir die Bestätigung. Yann Tiersen sitzt in der Küche und arrangiert das optische Arrangement zu seinem Song. Der Wasserhahn wird so justiert, dass er im Takt tropft, das Kühlschranklicht liefert das passende Ausleuchtung, die Waschmaschine kreiselt zur Musette. Und als sich auch noch der Ventilator dazu gesellt, hat Yann seinen Song ganz spielerisch in Szene gesetzt, würde ihn nicht ein Weib auf den Boden der Tatsachen zurückbringen...

Beim zweiten Video zu „Le Quartier" bereitet Yann einen Pfannkuchen zu, mit Schnelligkeit und Präzision. Der soll der Liebsten schmecken, die reagiert allerdings extrem irritiert...